TT-Anlage: Minsterly
   
  Ingo Vierk aus Hamburg ist es zu verdanken, dass wir diese herrliche TT-Anlage aus Großbritannien den Lesern des TT Kurier vorstellen können, denn erstmals war die 3mm society mit einer eigenen Anlage in Deutschland.



TT in Großbritannien


Über die Geschichte der TT-Bahn in Großbritannien hat WK an dieser Stelle schon einiges geschrieben. Größter Hersteller war Tri-ang. Allerdings waren die Fahrzeuge seinerzeit eher im Maßstab 1:100 bzw. 1:101 gehalten. Hier werden Parallelen zur Produktion von ROKAL in Deutschland deutlich. Neben den Tri-ang-Modellen (die Tri-ang-Sammlung war jüngst im Hamburger Gewürzmuseum zu bestaunen), gab es aber noch Fahrzeuge weiterer Hersteller, oft auch nur als Bausätze.


3mm society

Leider verschwand Tri-ang vom Markt und die TT-Bahner aus Großbritannien mussten zur Selbsthilfe greifen. So schlossen sich Enthusiasten zusammen und gründeten die 3mm Society. Auch hier werden Parallelen zum Geschehen in Westdeutschland sichtbar, schließlich entstand ja auch der AKTT nach dem Ende von ROKAL.

Die 3mm society kann in Großbritannien den stolzen Mitgliederbestand von rund 1.000 Modellbahnern vorweisen, und da verwundert es nicht, dass zahlreiche Anlagen der Vereinsmitglieder auf verschiedenen Ausstellungen im Mutterland der Eisenbahn zu sehen sind. Mitglieder der 3mm society waren aber auch schon in anderen Ländern zu Gast. So lud die niederländische Schwesterorganisation des AKTT, der TTN, die britischen Modellbahner schon des öfteren ein. Nun endlich waren sie also auch in Deutschland.



Britische Modelle

Großserienhersteller, wie wir es aus Deutschland gewohnt sind, gibt es in dem Sinn für TT in Großbritannien nicht. Deshalb entsteht viel im Selbstbau. Die Lokomotiven sind meistens aus Messing gefertigt und auch die Fahrwerke entstehen im Eigenbau. Manchmal greifen die findigen Bastler aber auch auf Fahrwerke von Tri-ang zurück, die dann aber oft genug modifiziert bzw. umgebaut sind.

  Aufgrund der hohen Mitgliederzahl entwickelt die 3mm society eigene Bausätze, die bei professionellen Firmen in Auftrag gegeben und anschließend unter den Mitgliedern vermarktet werden. So gibt es inzwischen rund 50 (!) verschiedene Wagenbausätze, von denen immerhin rund zwei Drittel Plastikspritzgußbausätze sind. Die restlichen werden aus Weißmetall gefertigt.

Nur bei den Loks ist es doch etwas komplizierter. Wie schon erwähnt, bestehen hier die Bausätze im Wesentlichen aus Messing. Im Angebot der 3mm society befinden sich immerhin 20 Bausätze für verschiedene Lokomotiven Neben diesen eigenen Produkten können die britischen Modellbahner noch auf Bausätze anderer Kleinserienhersteller zurückgreifen. Dennoch erfordert der Bau einer TT-Anlage viel Eigeninitiative und handwerkliches Geschick.

In Großbritannien sieht man das aber eher gelassen, die Engländer setzen ohnehin viel stärker auf Individualität, als das in anderen Ländern der Fall ist. Zudem sind sie es gewohnt selber zu bauen, nicht zuletzt kommt der Begriff fine scale von der Insel. Dennoch wünscht sich sicher der eine oder andere ein besseres Angebot an Fertigmodellen.



Zwischen 1926 und 1948

Die hier vorgestellte Anlage "Minsterly" wurde von Peter Gentle gebaut. Zeitlich ist sie in der Periode zwischen 1926 und 1948 einzuordnen. Bei den Briten gibt es nicht die Epocheneinteilung, wie wir sie kennen. Hier geht man dann doch mit etwas mehr Nationalstolz ans Werk. Zum Verständnis sei ein kurzer Exkurs in die Geschichte des Britischen Eisenbahnwesens erlaubt. Mit dem Bau der ersten Eisenbahnen enstanden zahlreiche kleinere Bahngesellschaften, die sich dem Bau und dem Betrieb von Eisenbahnen verschrieben hatten. Aus diesen kleineren Gesellschaften entstanden 1926 vier große, die sich das Eisenbahnwesen auf dem Inselreich untereinander aufteilten. Erst 1948 schließlich kam es zur Verstaatlichung und zur Gründung der British Rail. Aber auch das ist schon wieder Geschichte. Analog anderer europäischer Staaten beschreitet man auch in Großbritannien den Weg der Privatisierung.

  Doch zurück zur TT-Anlage. Diese ist also in der Zeit angesiedelt, in der die vier großen Bahngesellschaften konkurrierten. Peter Gentle wählte aus diesen die G.W.R. aus und baute einen typischen kleinen Bahnhof einer Nebenbahn nach.


Klasse statt Masse

Der Bahnhof Minsterly verfügt neben den Bahnhofsgebäuden auch über einen Güterschuppen, ein Stellwerk, eine Viehverladerampe und einen einständigen kleinen Lokschuppen. Rund um die Bahnhofsanlagen haben sich mehrere Firmen angesiedelt, um preiswert zu einem eigenen Bahnanschluss zu gelangen. Anschließer sind ein Sägewerk, eine Brauerei und ein Milchdepot. So müssen die Lokomotiven der G.W.R. in Minsterly zahlreiche Rangiermanöver durchführen.

  Gefahren wird auf der Anlage von Peter Gentle übrigens nach einem strengen Fahrplan. Innerhalb von 20 bis 30 Minuten wird der Betrieb eines Tages im Modell nachgestaltet. Für die Bedienung der Weichen stehen ihm dabei Hebel zur Verfügung, die an Hebel eines richtigen Stellwerks erinnern.


Fine Scale

Es wurde schon darauf hingewiesen, dass fast alles im Selstbau entstand. Sämtliche Gebäude sind aus Pappe gebaut, die von Hand geprägt wurde. Die Schindeln der Dächer wurden einzeln von Hand aufgebracht.

Für die Landschaftsgestaltung kamen Naturmaterialien zum Einsatz. Zahlreiche Ausstattungsdetails stammen von verschiedenen englischen Anbietern aus dem Kleinserienbereich.



Thomas Bradler/Wilfried Knipping






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